Selbsthilfe bei Schüchternheit und sozialer Phobie

 

Rundbrief Juni 2015

Titelseite

Inhalt:
   - 700 EUR für Magdeburg
   - Die Gruppe Helmstedt im Radio
   - Insolvenz des Projekte-Verlags
   - Forscher simulieren soziale Angst
   - Glückwünsche zum 10. Jubiläum
   - Zwei auffällige Dinge
   - Backen und Essen mit Julian, Teil 3

Rundbrief als PDF


Zurück zur Rundbrief-Übersicht


ZITAT

"Auch aus den Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

Goethe



Einen Artikel vorNach oben

Eine e-Mail kann auch schon mal 700 EUR wert sein!

Scheck, Foto 1   Scheck, Foto 2
Das wird wohl wieder mal so eine nervige Spam-Mail sein, die man lieber gleich im "virtuellen Papierkorb" entsorgt. Doch nach mehrmaligem Lesen wurde sehr schnell klar, dass der Studentenklub Kiste e.V. seine jährliche Benefiz-Spendenparty im Ausweichquartier "SC Baracke" ausrichten möchte, um die Arbeit vom Gesprächskreis Sozialphobie Magdeburg mit einem "kleinen Obolus" zu unterstützen.
Bei dem Discoabend Mitte Januar kam dank der zahlreichen Partybesucher die unfassbare Spendensumme von 623 EUR zusammen. In einem Moment unbändiger Freude überraschte noch der Fachschaftsrat der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg als "Co-Organisator" mit der Aussage, dass der Betrag noch auf 700 EUR aufgerundet wird.
Am 20. April 2015 wurde die Spende dann in Form eines riesigen Schecks in den Räumen der KOBES von Vertretern beider Organisationen an die anwesenden Mitglieder des Gesprächskreises übergeben. Nach den netten Gesprächen in lockerer Runde wurde noch das obligatorische Gruppenfoto geschossen. Dieses wird nun immer an einen ganz besonderen Tag in der Gruppenhistorie erinnern.

Marcus / Magdeburg


Einen Artikel vorNach obenEinen Artikel zurück

Die Helmstedter SHG bei der NDR 1 Plattenkiste

ZUSAMMENFASSUNG
   - Wir haben uns einer besonderen Herausforderung gestellt
   - Einblick in die Welt des Live Radios
   - Und wie es zu all dem kam


Im Februar diesen Jahres hörte ich einen Aufruf vom NDR, dass sich Vereine und Verbände für die Sendung "Plattenkiste" bewerben können. Diese Sendung läuft werktags beim Radiosender NDR 1, immer mittags um 12. Die vorgestellte Gruppe darf die Sendung mit Musikwünschen gestalten und wird zwischendrin live interviewt. Aus einem spontanen Impuls heraus habe ich eine Bewerbung für unsere Helmstedter Gruppe rausgeschickt. Ich glaube, ich hatte mehr die Stunde voller Musikwünsche im Kopf. An ein Live-Interview und was das für uns bedeuten würde, habe ich weniger gedacht und auch nicht so ernsthaft erwartet, dass man uns auswählen würde. Anfang März klingelte das Telefon und Frau Stegmann vom NDR teilte mir mit, dass wir dabei sind. Sie stellte auch gleich die Frage wie das funktionieren kann: Schüchterne und Radio? Ich meinte, das würden wir schon hin bekommen, denn schüchtern heisst, dass man nicht zwingend in allen Lebensbereichen schüchtern ist, der eine oder andere hätte da so sein Spezialgebiet, und dass wir natürlich nur die von uns zur Sendung schicken würden, die sich das auch zutrauen. Und da es ja Radio ist und kein Fernsehen... "ach, das würden sie auch noch schaffen" ...lach, lach... das habe ich dann aber dankend abgelehnt. Schon bei dem Telefongespräch habe ich innerlich gezittert und hatte nicht meine so sorgsam über die Jahre antrainierte Ruhe für solche Situationen. Aber wie so oft, glaube ich, hat man mir das nicht sonderlich angemerkt. In dem Moment kam mir aber das erste Mal der Gedanke "oh oh... was habe ich uns da eingebrockt".
Am Freitag, den 17. April sollte unser grosser Tag sein. Also hatten wir noch genug Vorlauf. Die ganze Gruppe war aber aus dem Häuschen und voller Freude, dass man uns ausgewählt hatte.
Wir mussten im Vorfeld die 3 Interview-Partner für die Sendung benennen und aus einer Liste mit 800 Songs 25 Titel auswählen. 15 internationale und 10 deutschsprachige.
Wir hätten auch noch Wünsche ausserhalb der Liste haben können, aber das war am Ende nur ein Lied auf unserer Wunschliste.
In einer kleinen Runde haben wir für die Sendung geprobt und uns überlegt, was man uns wahrscheinlich fragen wird. Wie wir dann feststellten, lagen wir gründlich daneben...
Wir haben das bis zu dem Morgen, als wir nach Hannover aufbrachen, eigentlich ganz entspannt gesehen. NDRIn Hannover angekommen... wir waren eine Stunde zu früh dort... gab es auf NDR-Kosten erstmal einen Kaffee. Im Anschluss haben wir eine Führung bekommen. Wir waren im kleinen Sendesaal und in den Studios. Vorm großen Sendesaal durften wir nur lauschen, da dort das NDR-Orchester geprobt hat.
Ziemlich schnell ging es auf 12 Uhr zu. Eigentlich war angesagt, dass wir uns vor der Sendung noch kurz mit dem Moderator über die Inhalte austauschen dürften, aber dann hieß es, das passiert in der Sendung. Der Moderator der Sendung an diesem Tag war Michael Thürnau, auch bekannt als "Bingo Bär". Da ich mit meiner Mutter seit Jahren Sonntags "Bingo" gucke, war das für mich gleich etwas weniger furchteinflößend, es kam mir vor, als würde ich ihn kennen.
Wir wurden ins Studio gesetzt, die Mikros wurden passend eingestellt und es gab noch einen Schluck Wasser. Kurz vor der Sendung wurde noch ein Foto geschossen für die NDR-Homepage und die lokalen Zeitungen. Als wir da so zusammen im Studio saßen und die Nachrichten noch liefen, haben wir uns doch alle ein wenig furchtsam angeguckt. Die Nervosität war im Raum greifbar.
Zuerst sollten wir nur alle gemeinsam "Guten Tag" sagen, nachdem der Verkehrsfunk durch war. Danach startete die Sendung so richtig mit unserem Musikwunsch "Maid of Orleans" von OMD.
Herr Thürnau fragte, wer von uns der "Boss" wäre und anfangen würde. Wir versicherten schnell, dass wir sehr demokratisch wären und ohne Chef seien, aber die Männer waren denn so nett, mich für die erste Interviewrunde auszuwählen.
Nach einer kurzen Einleitung ging es an die erste Frage. Ob es eine Überwindung war, in die Sendung zu kommen? Ich hab das soweit bejaht und irgendwas erzählt, dass die meisten Menschen schüchtern sind, manche mehr, manche weniger. Und wie sich das anfühlt. Gedanken, die man sich macht, die andere sich nicht machen, daß es Überwindung kostet sich z.B. an einer Pommesbude was zu holen. Legt sich Schüchternheit, wenn Situationen und Personen bekannter werden? Ja, ein bisschen. Und dass ich mir eher schon Pommes geholt hätte wenn ich denjenigen kenne, der sie verkauft. Und dann noch, wie ich es geschafft hätte, einen Mann zu finden und 3 Kinder zu bekommen... hahaha...
Während ich redete, kam es mir vor, als käme ein einziges Durcheinander aus meinen Mund... ich habe geschwitzt und gezittert, genau wie ich so schön Symptome der Schüchternheit beschrieben hatte. Mir wurde aber von meinen Mitstreitern versichert, dass man es nicht gehört hätte.
Danach kam Günter an die Reihe. Wie äußert sich Schüchternheit bei Ihnen und wie sind sie in die Gruppe gekommen? Sind sie weniger schüchtern als vorher?
Günter meinte, dass er schüchtern ist, weil Deutsch eine Fremdsprache für ihn ist und er sich da oft unsicher ist. Der Zufall brachte ihn in die Gruppe und er ist hängen geblieben, weil sie ihm sehr weiterhilft. Es hilft, mit Menschen zusammen zu sein, die das gleiche Problem haben.
Was hilft gegen Schüchternheit? Gibt es bestimmte Mechanismen, die Sie anwenden? Oder hilft allein das Reden?
Günter: es hilft zu reden mit Leuten, die den Umgang damit gelernt haben. Gespräche bringen schon sehr viel, weil man weiss, dass man nicht allein ist damit.
Haben Sie Freunde gefunden durch die Gruppe? Wie oft treffen sie sich?
Ja, ich habe Freunde gefunden. Wir treffen uns regelmäßig alle 14 Tage und das bringt sehr viel. Wir haben ein angenehmes Klima.
Wir hatten uns vorher überlegt, dass man uns Fragen zu der Gruppe an sich stellen würde, wie lange es uns gibt und ähnliches und eben auch Fragen zum Verband Intakt e.V., dem war aber nicht so. Und es ist auch gar nicht so einfach "das Ruder rum zu reissen" und noch andere Themen einzubringen. Besonders dann nicht, wenn man hoch nervös ist. Es hätte noch so viel mehr gegeben, was wir gern untergebracht hätten, aber netto hat man nur rund 12 Minuten Redezeit. Leider wirkte es teilweise so, als wären nur wir Intakt. Falls jemand die Sendung gehört hat und sich vielleicht sogar darüber geärgert hat: das war sicher nicht unsere Absicht. Wir hatten sogar alle Gruppenstandorte vorher noch auswendig gelernt, um anständig Werbung machen zu können. Herr Thürnau meinte, dass wir uns so lange Songtitel ausgesucht hätten und wir meinten es wirkt fast als hätten wir das absichtlich getan, um weniger reden zu müssen. Er meinte aber auch immer wieder, dass wir einen super Musikgeschmack hätten. Wir hatten den Eindruck, dass er trotz Stress seinerseits (spontan in der Nachtschicht eingesprungen) doch Spaß mit uns hatte.
Jens wurde noch befragt zum Thema Schüchternheit und Beruf und durfte in diesem Interview-Block auch ein paar Aktivitäten unserer Gruppe unterbringen.
Als Musikwünsche zwischendrin liefen "I just called to say I love you" von Stevie Wonder (Herr Thürnau zur Technik: "kürz mal ruhig den Steffen Wunder ab, der wiederholt sich eh nur noch"), Katja Ebstein mit "Theater", Frankie goes to Hollywood "Power of Love", "Mambo No.5" Lou Bega, Abba mit "Super Trouper", Helene Fischer mit "Ich will immer wieder", Gilbert Becaud mit "Natalie" und zum Schluss "Another brick in the Wall" von Pink Floyd.
Im letzten Interviewteil durften wir nochmal Werbung für die Gruppe machen. Herr Thürnau meinte auch, dass wir gar nicht so schüchtern wirken würden, auch wenn klar ist, dass das den einen oder anderen ganz schön Überwindung gekostet hat.
Zum Schluss durften wir alle noch Grüße raus schicken.
Nach Ende der Sendung war alles ziemlich schnell vorbei. Es gab für jeden noch ein Autogramm und wir wurden schnellstens aus dem Studio raus und in die NDR-Kantine rein gebracht, wo wir nach einem leckeren Mittagessen total unter Adrenalin am Maschsee noch Fotos geschossen haben.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich echt stolz auf unsere Truppe bin und wir das super gemeistert haben. Ich denke, für "normale" Leute wäre das schon eine Herausforderung gewesen, an einer Live-Radiosendung teilzunehmen. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön das ihr alle bei meiner spontanen Idee so gut mitgezogen habt!

Gaby


Einen Artikel vorNach obenEinen Artikel zurück

Der ängstliche Panther in der Insolvenzmasse

ZUSAMMENFASSUNG
   - Der Projekte-Verlag ist pleite gegangen
   - Buchexemplare sind in der Insolvenzmasse
   - Wir werden sie dort herauskaufen


Traurige Nachricht: Der Projekte-Verlag, in dem unser Buch "Der ängstliche Panther" erschienen ist, ist im Herbst 2014 leider in die Insolvenz gerutscht.
Der intakt e.V. muß nun das Beste daraus machen und dafür sorgen, daß das Buch wieder zu kaufen sein wird. Er hat dazu den ehemaligen Verleger kontaktiert, die Rechts-beratung des Paritätischen und einen Autor, dessen Buch ebenfalls von der Insolvenz betroffen ist.

Die Frist, um Forderungen bei der Insolvenzverwaltung anzumelden, ist leider abgelaufen. Ausstehende Buchhonorare dürften also verloren sein. Es sind allerdings "nur" 45,36 EUR für 2012 und 2013 und etwa 15-20 EUR für 2014. Wir wollten dieses Geld eigentlich für die neue Buchgroßbestellung ansparen. (Beim Versuch, diese anzumelden, erfuhren wir von der Insolvenz.)
Sachwerte des Verlags - also auch die restlichen Buchexemplare und die Vorlagen für Nachdrucke - wurden von einer Auktionsfirma übernommen. Angeblich sind die nicht verkauften Bücher dort eingelagert. Der Verein hat die Firma bereits angeschrieben, er wird versuchen, Bücher und Buchrechte dieser abzukaufen. Der andere Autor hat das gekonnt.
Ein neuer Verlag für eine zweite Auflage dürfte zu finden sein.

Was ist, wenn wirklich nichts mehr zu machen ist, wenn weder Restexemplare noch Nachdruckrechte zu haben sind? In dem Fall wären etwa 300 Bücher abgegeben worden und der Verein hätte 800 EUR Verlust gemacht. Die bisherigen Verkäufe haben den Druckkostenvorschuß noch nicht wieder eingespielt.
Der Betrag entspricht aber nur 2,66 EUR pro Buch. Er wäre also ein passender Gegenwert für die öffentliche Wirkung, die wir damit erzielt haben. Zum Vergleich: Die kleinen gelben Hefte, die wir umsonst verteilen, kosten pro Stück 0,30 EUR.


Einen Artikel vorNach obenEinen Artikel zurück

Forscher simulieren soziale Angst in virtueller Realität

Die Uni Regensburg hat in einem Konditionierungs-experiment sozusagen einen SP-Simulator geschaffen. "In dem ... Experiment sollten Probanden ... in einem virtuellen Raum mittels Joystick auf eine Person (einen Agenten) zugehen. In einigen Fällen erhielten die Probanden nach der Annäherung eine unangenehme 'Bestrafung'." Damit soll SP genauer erforscht werden. "Im Zentrum stehen dabei die folgenden Fragen: Was verändert sich im Gehirn der angstkonditionierten Menschen? Was verändert sich nach Auslöschung der sozialen Angst? Und wie kann dies therapeutisch erreicht werden?" Der genaue Text ist im Netz:
http://www.uni-regensburg.de/pressearchiv/pressemitteilung/491361.html


Einen Artikel vorNach obenEinen Artikel zurück

Glückwünsche zum 10. Jubiläum

Ich nehme mal unser kurzes Zusammentreffen neulich und bedanke mich ganz herzlich, dass Sie unsere Stelle nach wie vor mit den Rundbriefen versorgen. Ich lese sie regelmäßig, berichte meinen KollegInnen und lege sie dann immer im Wartebereich aus.
Und dann möchte ich Ihnen ganz herzlich zu Ihrem Jubiläum gratulieren!!! Ich finde es wirklich bemerkenswert, was Sie da auf die Beine gestellt haben!

Gabriele Lepper
Psychotherapeutische Beratungsstelle
STUDENTENWERK OstNiedersachsen


Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Rundbrief-Jubiläum! Zehn Jahre sind ein stattlicher Zeitraum. Ich wünsche Ihnen weiterhin langen Atem, immer ausreichend Themen und hoffentlich ein paar Mitstreiter, die ebenfalls schreibend für den Rundbrief tätig werden! Und natürlich weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Selbsthilfe-Arbeit!
Mit freundlichem Gruß

Barbara Heidrich
Abteilungsleiterin Selbsthilfe / Pflege
Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen


Einen Artikel vorNach obenEinen Artikel zurück

Zwei auffällige Situationen

ZUSAMMENFASSUNG
   - Oft glauben wir nur, was wir auch glauben können
   - oder glauben wollen
   - Zwei harmlose Beispiele aus dem Alltag


... kamen mir vor kurzem unter. Bei beiden zeigt sich: Glauben und glauben wollen, wissen und zu wissen glauben, das sind schon sehr verschiedene Dinge.

1. Ich wurde nach einer Wegbeschreibung gefragt. Wer das Folgende auf dem Stadtplan nachsehen will: es war in Braunschweig am Wendeplatz der Straße "Rosental", von wo eine Fußgängerbrücke über die Oker führt. Eine junge Frau war mit dem Rad über die Brücke gekommen. Das Gespräch lief so ab:
"Wie kommt man zur Uni?"
Die Uni ist groß. Ich fragte zurück: "Wo genau Uni? Uni-Altbau?"
"Uni-Neubau. Wo der Dinosaurier ist."
Der Dinosaurier ist zwar an keinem Neubau, macht das Ziel aber eindeutig. "Ach, am naturhistorischen Museum. Fahren Sie zurück über die Brücke."
"Da komm ich her, da ist falsch."
"Nein. Fahren Sie über die Brücke, dann links..."
Da fuhr sie weg. Nicht über die Brücke, sondern in die andere Richtung. Soll heißen: Sie hat mir nicht geglaubt. Obwohl ich recht hatte.
Ich hätte auch antworten können: "Geradeaus bis zur Hauptstraße, dann rechts, an der großen Kreuzung wieder rechts und dann 2km immer geradeaus." Das wäre nicht der kürzeste Weg, aber einfach zu erklären, und etwas, das sie zu glauben bereit ist. Also ein freundlicher Betrug, im Sinne der Betrogenen. Wäre ich dazu bereit gewesen? Ich frage mich, wie viele Leute in Rechthaberei abgestürzt wären - "Brücke links, verdammte Scheiße!" - und ob ich auch in diesem Risiko gesteckt hätte.

Fussball2. Im Sportteil der Zeitung - siehe Bildausschnitt - sah ich zwei Bilder fast nebeneinander. Die Grafik zeigt symbolisch die Bälle verschiedener Sportarten, unter anderem Fußball. Auf dem Foto nur wenige Zentimeter höher: ein echter Fußball. Die heutigen Bundesligabälle sind nicht mehr schwarz-weiß. Solche Bälle wurden in den Sechzigern eingeführt, um im Schwarzweiß-fernsehen besser erkennbar zu sein. (→1) Warum hält sich die Vorstellung vom schwarzweißen Fußball auch heute noch? Schauen die Leute im Fernsehen nicht hin? Wahrscheinlich ist das Design so unverwechselbar und einfach, daß es sich einfach als Vorstellung (Vorurteil?) durchgesetzt hat.
Man müßte mal eine Straßenumfrage machen: "Wie sieht ein Fußball aus?" Und natürlich im Verein den Platzwart fragen, welche Bälle er im Schrank hat.

Solche Irrtümer findet man bei Menschen häufig. Wenn es um Fußbälle und Brücken geht, ist es noch harmlos. Aber im wahren Leben muß es das nicht sein: Wie sieht z.B. ein Moslem aus, oder ein Pegidademonstrant? Oder jene Leute, mit denen man in Kürze verhandeln muß und davor Angst hat? Was ist der Bereich, in dem bei uns der Zimt brennt? Woran erkennen wir, daß wir an einem Punkt die Realität nicht erkennen?

Julian / Braunschweig

↑1 und vielleicht auch für den Linienrichter von Wembley '66 ;-) Ob drin oder nicht, zumindest eins ist eindeutig: der Ball war noch ein einfach-lederfarbiger.




Einen Artikel vorNach obenEinen Artikel zurück

Backen und Essen mit Julian
Teil 3: Fleisch-Grillspieß

"Wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden."
(Mädchen in der Werbung einer Bausparkasse)

Meine Idee, meinen kleinen Pizzabackofen zum Dönerspieß umzubauen, habe ich bis jetzt noch nicht umgesetzt. Aber ähnliche Fleischgerichte mach ich doch gern.
Beim Fleischessen stellt sich natürlich das ethische Problem, daß Tiere "genutzt" werden; außerdem das ökologische Problem des hohen Rohstoffverbrauchs. Wenn 10 Kilo Soja als Viehfutter nur ein Kilo Fleisch ergeben, ist es schonender und billiger, die 10 Kilo zu Tofu zu verarbeiten. Tofu läßt sich ohnehin einfacher auf Vorrat lagern. All diese Themen sollten zu einem sparsamen Fleischkonsum überzeugen. Aber ein wenig Fleisch darf dann doch sein, vor allem bei einer Grillparty. Der hier präsentierte Spieß ist eine Möglichkeit, um bei einer solchen Eindruck zu machen: Er kann zubereitet werden, während der Grill vorwärmt. Also vor den Augen der Mitgrillenden.

Das Rezept beginnt mit einfachen rohen Fleischstücken (Gulasch) vom Rind oder Schaf. Zunächst ist also zu würzen. Das ist auf verschiedene Weisen möglich: Z.B. kann man es mit dem Einlegewasser von Fetakäse oder Peperoni übergießen. Ein strenger Zwiebelgeschmack ergibt sich eher, wenn das Fleisch einen Tag auf Zwiebelstücken gelegen hat. Bei einem Klassentreffen hatte ich einmal mein Grillfleisch einen Tag lang in Bier eingelegt; das möchte ich aber nicht empfehlen, weil das Bier hinterher nicht mehr trinkbar ist. Die einfachste Version ist, es mit Salz und Pfeffer zu bestreuen. Auch Paprika- oder Currypulver sind geeignet. Das gewählte Gewürz kann mit vielen Gabelstichen tiefer ins Fleisch eingebracht werden. Schaut euch dazu in einem beliebigen Piraten- oder Südseefilm die Tätowierszene an.

Dann kommen die Stücke auf den Spieß, gern auch unterschiedlich gewürzte auf den selben und gern auch abwechselnd mit Peperonischoten oder Zwiebelstücken. (Als Pfannengericht kommt das Ganze ohne Spieß in diese.) Bis der Grillchef den Spieß als "fertig" ausruft, ist Zeit für die Beilagen. Auf ein grünes Salatblatt kommt ein Klecks Zaziki und/oder Ajvar, vielleicht der Rest der Zwiebel, ein Stück Weißbrot. Auch das Fleisch soll auf ein Salatblatt fallen, wenn es vom Spieß gezogen wird. Dieses erhält dadurch etwas Fleischaroma.

Guten Appetit!

Was trinkt man dazu? Sprudelwasser oder Ayran. Bier, von dem die Rede war, wird erst hinterher eingeschenkt, um seinen Geschmack unverfälscht würdigen zu können.

Julian / Braunschweig


Nach obenEinen Artikel zurückZurück zur Rundbrief-Übersicht



Diese Seite wurde automatisch erstellt mit JULIAN'S MACHSEIT Perlscript
zuletzt am 16.07.2023 um 12 Uhr 26