Selbsthilfe bei Schüchternheit und sozialer Phobie

 

Rundbrief Februar 2015

Titelseite

Inhalt:
   - Plakataktion - 2.Platz
   - Leben und leben lassen - Demo für Toleranz
   - Buchvorstellung
   - Digital-Rundbrief
   - Aufruf, selbst Rundbrief-Artikel einzureichen
   - Backen und Essen mit Julian, Teil 1
   - Wortsuchrätsel

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ZITAT

"Für schwierige Fragen gibt es einfache falsche Antworten."

Rudi Dornbusch, deutscher Ökonom, 1942-2002



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SHG hilft uns
2. Platz in unserem Preisausschreiben "Plakataktion"


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Leben und leben lassen
Braunschweig setzt ein Zeichen für Toleranz

ZUSAMMENFASSUNG
   - Darf die "feindliche" Fahne zur Toleranzdemo?
   - Ich fand doch noch eine Mitstreiterin
   - Die Erfahrung war im Großen und Ganzen positiv.


Bei der Gegendemo gegen den Braunschweiger Pegida-Klon "Bragida" zeigte ich die Fahnen der zwei Fußballclubs "Hannover 96" und "Eintracht Braunschweig". Das war eine große Mutprobe.

Fahnen, Foto 1 Ich muß erklären: radikale Fans beider Vereine - nicht die Vereine selbst - haben die uralte Rivalität beider Städte zur Feindschaft gesteigert. (→1) Die Spiele gegen-einander gehören zu denen mit der höchsten Sicher-heitsstufe. Ich selbst - um gleich das Mißverständnis aus der Welt zu schaffen - bin nicht wirklich Fan. Bei beiden Mannschaften freue ich mich, wenn sie gewinnen, aber Spielernamen aufsagen kann ich nur wenige. Im Stadion gehört eine gesunde Rivalität "wir gegen die" (→2) zwar einfach dazu, aber nachdem das entscheidende Tor gefallen und der Autokorso nach Hause gefahren ist, ist es damit auch gut.

Am Anfang war meine Aktion nur eine Schnapsidee: "Wenn die Leute wirklich so sehr für Toleranz sind, müssen sie auch den hier meistgehaßten Fußballverein tolerieren." Später äußerte ich in einer Diskussion meine bekannte Meinung, daß Intoleranz und Gewalt nicht in "böse" und "halbböse" geteilt werden dürfen.

Aber meine Absicht war nicht nur, dem Rassismus die fußballbezogene Gewalt gleichzustellen oder einen selbstzufriedenen Scheintoleranten am Brett vor seinem Kopf zu packen. Es ging zuerst um den eigenen Mut: Habe ich den Mumm, eine "feindliche" Meinung zu äußern? (→3) Kann ich auch dann noch "Gesicht zeigen", wenn die Gefahr besteht, daß eine Faust auf dieses zielt? Und falls nein: Wer soll dann die freie Gesellschaft verteidigen, sobald dazu mal mehr nötig sein sollte als bunte Demos?

Wie immer bei Angst ist es gut, vorher das Risiko zu betrachten und zu minimieren. Ich schrieb also folgende Mail an das Ordnungsamt, die Demo-Orga-Bündnis, beide Sportvereine und eine weitere Institution:

Bei der Demo am 19. in Braunschweig gegen Pegida soll ein Zeichen gesetzt werden für
- die Freiheit, jede eigene Überzeugung öffentlich zu leben
- die Toleranz, um jede Überzeugung (außer gewalttätigen) anderer Menschen zu respektieren.

Das deutlichste Zeichen, das in Braunschweig dafür möglich ist, ist das Logo von Hannover 96. (Das selbe gilt umgekehrt auch für ein Eintracht-Logo bei der Anti-Hagida-Demo in Hannover.) Der Verein - wie auch Eintracht Braunschweig und jeder andere Sportverein - lebt die Werte, die auf der Demo propagiert werden: er zeigt Respekt und distanziert sich scharf von Idioten, die unter seiner Fahne intolerante Gewalttaten begehen. Sein Logo ist - anders als die Mohammed-Karikaturen - frei von jeder Abwertung anderer. Und er ist in Braunschweig Opfer von Haßparolen.
Eine 96-Fahne bei der Demo kann zwar als Provokation mißverstanden werden; doch nach den Attentaten in Paris ist der Konsens, daß eine respektvolle Gesellschaft solche Provokation ertragen und friedlich beilegen muß. Wer sich von einem Vereinslogo zu Aggressionen hinreißen läßt, hat bei einer Toleranzdemo eh nichts verloren.

Aber wie bei Faschismus und Islamismus kann man nie wissen, ob nicht doch ein Haß-Angriff erfolgt. Die Erinnerung an die letzten Spiele beider Vereine enthält leider diese Gewaltbereitschaft.
Ich möchte deshalb fragen, wie eine 96-Fahne bei der Anti-Pegida-Demo von Ihnen bewertet wird, wie Sie dazu die Sicherheitslage einschätzen. Falls Sie Bedenken haben, möchte ich auch fragen, wie die oben genannte Überlegung "96 gegen Pegida und für Toleranz" während der Demo eindeutig kommuniziert werden kann. Wäre es dazu z.B. geeignet, zwei Fahnen (96 und Eintracht) gemeinsam zu tragen?


Auf die 5 Mails bekam ich nur 2 Antworten. (→4) Eine Institution hatte sich nach einer "Nachfrage bei der Polizei" deren Sicherheitsbedenken angeschlossen, eine andere empfahl, zur Deeskalation mit beiden Fahnen zu demonstrieren. Eine Anfrage "wer macht mit?" an die Mailliste einer alternativen Genossenschaft brachte eine sehr kleine Diskussion und auch Lob für die Idee. Allein würde ich wohl trotzdem sein.

Es mußte die Fahne aus Hannover geholt werden. Dort - wo es nicht nötig war - kam es mir komisch vor, eben als wäre ich in Braunschweig. Vor der Rückfahrt wickelte ich die Fahne in Zeitungspapier, der Braunschweiger Bahnhof war trotzdem eine kleine Mutprobe.

Zwei Stunden vor der Demo konnte ich weder essen noch trinken, mußte meine Idee abmildern, um sie durchführen zu können. Also bin ich zum Eintracht-Fanshop gefahren und habe eine gleichgroße Eintracht-Fahne gekauft. (→5) Schnell noch drei Plakate "Leben und leben lassen" ausgedruckt und mit Büroklammern an jeder Fahne befestigt. Das drittes am Rucksack nach hinten, falls mich wer von dort angreifen könnte.
Mit ineinander eingerollten Fahnen - nur Eintracht sichtbar - fuhr ich zum Büro der Grünen, wo ein Vortreffen zur Demo stattfand. Meine Bedenken dort zerstreuten sich, weil eine grüne Abordnung aus Hannover eintraf. In Begleitung der Grünen - lieber nicht allein - ging ich zum Platz, auf dem sich der Demozug sammeln sollte.
Als die erste Angst weg war, löste ich mich mutig von der grünen Gruppe und machte allein eine Runde um den Platz. Zur Sambagruppe, deren eines Mitglied mich per Mail gelobt hatte. Nach 5 Minuten geschah es: ein Jugendlicher schrie mich an, "pack die Scheiß-Fahne weg!" - und obwohl ich beide Fahnen und den Slogan zeigte, hatte er schnell den Stock zerbrochen. Mir selbst geschah nichts, ein Umstehender klopfte ihm auf die Schulter, er merkte wohl, daß er besser verschwindet. Ich rief ihm noch hinterher, worum es ging: "Toleranz!" Klar, was ich fühlte: Kein Fußbreit der Gewalt! Jetzt erst recht! Mit Hilfe einiger Grüner wurden beide Fahnen mit den Büroklammern verbunden, daß sie mit einem Stock zu tragen sind. Ein angebotener Ersatzstock konnte leider nicht montiert werden. Das Jetzt-erst-recht-Gefühl ließ mich auch einem Pressefotografen vor die Kamera gehen.

Die Demo zog weiter zum zentralen großen Platz, wo die Bühne für Rede- und Kulturbeiträge stand. Bald verlor ich den Kontakt zu den Grünen. Als neben mir eine Gruppe Punker ihren Standort per Handy durchgab, hatte ich Angst, daß sie jetzt Schlägertypen dazuholen. Doch dann sagte einer von ihnen, er hätte vorhin wen gesehen "mit Eintracht- und 96-Fahne zusammen, stark". Ich sagte nichts dazu.
Im Demozug kam ich ins Gespräch mit einer Frau von der AWO. Sie begrüßte meine Idee, übernahm die Eintracht-Fahne. Nun hatte ich die Begleitung, die ich gesucht hatte. Sie schritt manchmal so schnell voran, daß ich Mühe hatte, mit der 96-Fahne zu folgen - und übernahm damit die "Regie" der Aktion.
Fahnen, Foto 1 Sie führte mich auf eine ganz freie Fläche (immerhin neben der Polizeibarriere) und stellte sich neben eine Gruppe mit ganz breitem Transparent, die aussah, als würde sie für ein Foto posieren. Ich stellte mich daneben. Das typische Demogefühl, diese Mischung aus Überzeugung, Mut und Stolz, hatte mich erfaßt. Nun wollte auch ich ein Foto von unserer Aktion. Ich gab tatsächlich einem Wildfremden meine Kamera für dieses Foto! Und das nach der Attacke am Anfang! (Im Nachhinein hätte ich die Eintracht-Fahne aber nicht angefaßt. Ich wollte damit eigentlich zeigen, daß ich für beide bin, es ist aber auch mißverständlich, als würde ich die Fahne wegziehen wollen.)

Anschließend drängelten wir uns durch die Menschen-masse einen Meter vor der Bühne, mit erhobenen Fahnen. Unsere Rufe "Gesicht zeigen!" wurden einmal vom Nebenmann mit "Schnauze" kommentiert. Was meinte er damit, "ich will die Rede hören" oder "Scheiß-Streber"? Oder doch was Intolerantes?
Am anderen Ende der Menschenmasse - nach etwa 1,5 Stunden in der Öffentlichkeit - betrachtete ich die Mutprobe als bestanden und rollte die Fahnen ein. In der Stimmung hatte ich auch kein Problem mehr damit, eins der bereitgestellten Holzschilder - mit Slogans der Sorte "gut gemeint, aber nur für Leute, die es eh schon glauben" - zu nehmen und dieses hochzuhalten. Leider verloren wir uns da in der Menge.

Die Kommentare der Leute zur 96-Fahne, meist nicht an, sondern nur über mich, waren überwiegend der Meinung "mutig". Sogar der (anscheinend) Kumpel des Angreifers sagte zu mir: "Du bist echt der Mutigste." Meine Kollegin hat aber auch gesehen, daß "einige ganz böse geguckt" haben. Damit kann ich die Aktion als öffentlichkeitswirksam ansehen.
Mir selbst hat sie geholfen. Die Kombination beider Fahnen mit dem friedlichen Slogan halte ich im Nachhinein für die beste Variante, die ich wählen konnte.

Ob ich wirklich den Mut zum Entegentreten hab wie z.B. Max Habermann (→6), weiß ich immer noch nicht. Falls es doch mal sein muß, kann ich aber an die Demo und die beiden Fahnen denken.

Julian / Braunschweig (geboren in Langenhagen, dem Flughafenvorort von Hannover)

P.S.:
1. Beiden Vereinen viel Erfolg in der Rückrunde, zu Aufstieg bzw. Europaliga-Quali!
2. Den zerbrochenen Stock kann ich austauschen.


↑1 ähnlich wie Rostock gegen St.Pauli, Magdeburg gegen Halle, Lok Leipzig gegen Sachsen Leipzig

↑2 "gesund" heißt hier: 1. mal ausleben, was sonst nicht möglich ist; 2. so gewaltfrei, wie die Pegida es auf ihrem offiziellen Transparent sein will.

↑3 Und warum sollen ausgerechnet die Pegida-Leute die einzigen sein, die öffentlich diesen Mut beweisen? Während der Demo fiel mir dieser Spruch ein: "Wenn dem NPD-Wahlkämpfer am Straßenstand nicht das Herz in die Hose rutscht, dann nur deshalb, weil er keins hat."

↑4 Ich vermute, daß manche Empfänger mein Mail als Scherz verstanden haben; ein Scherz jener Sorte, für die "Titanic" oder "Charlie Hebdo" bekannt sind.

↑5 Schon im Laden habe ich gesehen, daß beide Vereine ihre Fahnen vom selben Großhändler beziehen. Das Problem der Fanartikel aus China hatte ich schon thematisiert, da habe nun auch ich einmal "gesündigt".

↑6 Max Habermann war ein Randmitglied des 20. Juli. Nach der Verhaftung beging er im Gefängnis Gifhorn Selbstmord, damit die Nazis nicht die Namen weiterer Mitwisser aus ihm herausfoltern konnten. Ich nenne ihn hier, um ein Versäumnis meiner Lehrer auszugleichen: ich bin 11 Jahre in Gifhorn zur Schule gegangen, ohne einmal den Namen Habermann zu hören.




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Die Krähe und der Papagei

Vor kurzem ist ein neues Buch zur SP-Selbsthilfe erschienen. Der Autor, Pseudonym "Mutiger Angsthase", stellt sein Buch mit diesen Worten vor:

Nach Schätzungen leiden etwa zwischen zwei und zehn Prozent der Bevölkerung unter sozialen Ängsten. Die soziale Phobie gehört damit neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Dieses Buch soll all denen Mut machen, die unter einer sozialen Angststörung leiden.
Es soll aufzeigen, welche Wege man gehen kann, um der Misere zu entfliehen und das schlimme Leid zu lindern. Der Autor beschreibt schonungslos, wie ihn die soziale Phobie durchrüttelte und zu Boden rang. Welche Tragik und gefühlten Katastrophen es durchzustehen galt.
Angst, Depressionen, Selbstmordgedanken, Alkoholmissbrauch und Medikamentenabhängigkeit... bis es eines Tages "Klick" machte.
Das Werk basiert auf einer wahren Begebenheit. Es beschreibt schlussendlich, wie eine deutliche Besserung der Krankheit eintreten konnte und wie der Weg zurück ins Leben gelang...

Die Krähe und der Papagei - Die Geschichte einer sozialen Angststörung aus Sicht eines Betroffenen - Mit viel Hilfe zur Selbsthilfe
Autor: Mutiger Angsthase
Taschenbuch, 2015, 142 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN 978-1507600771 Preis 14,72 EUR


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Digital-Rundbrief

Der intakt-Rundbrief erscheint auch digital als PDF-Datei. Der Inhalt ist derselbe wie in der gedruckten Version.
Fahnen, Foto 1Für die Digitalversion haben wir eine Mailliste, über die jede neue Ausgabe versandt wird. Auch manche Gruppe nutzen dieses Angebot, z.T. mailen sie den Digitalrundbrief an ihre Mitglieder weiter.
Wer aufgenommen werden möchte, sende ein Mail an:
intakt-ev(ät)schuechterne.org
Das geht auch über den hier gezeigten QR-Code.

(Eigentlich haben wir ein Problem mit QR-Code, weil er all jene "ausgrenzt", die nicht per Handy oder Internet Zugang zur Decodierungssoftware haben. Aber wenn für diese der Codeinhalt danebensteht, ist es doch OK. Und es ist ja eine gute Möglichkeit, Daten schnell in digitaler Form aufzunehmen.)


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Aufruf, selbst Rundbrief-Artikel einzureichen

Warum hier immer "nur" Texte von Julian stehen? Julian ist nicht ängstlicher oder mutiger als andere. Vielleicht ein wenig "ungewöhnlicher" - aber das ist ja eine Einladung an Texte, die "normaler" sind.

Daher möchten wir euch ermutigen, selbst Artikel für den Rundbrief zu schreiben. Das ist auch außerhalb von unseren Buchprojekten und Preisausschreiben eine gute Idee.
Wir können zwar nicht garantieren, sie zu veröffentlichen, und auch bei uns gilt das Übliche in Bezug auf Gewalt und Extremismus. Aber ansonsten sind wir für vieles offen.
Als Selbsthilfeverein denken wir vor allem an Texte über eigene Erlebnisse, z.B. "wie ich neuen Mut gefunden habe". Unser Thema "Angst-Schüchternheit-Lebensgefühl" wird aber von uns bekanntlich sehr weit gefaßt. Wir freuen uns auch über andere Beiträge. Und wenn diese nur mit viel Mut den Weg zu uns finden, ist auch das eng an unserem Thema.

Wir können Beiträge auch anonym veröffentlichen, brauchen aber immer eine Ansprechperson, falls Rückfragen, Antworten oder presserechtliche Beschwerden kommen. Aber wer den Text selbst schreibt und Zitate usw. als solche ausweist, sollte kein Problem haben.


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Backen und Essen mit Julian

ZUSAMMENFASSUNG
   - Julians neue Serie für 2015
   - Sozialphobie wirkt sich auf vieles aus, z.B. die Eßkultur
   - Zur Einstimmung ein Rezept für Zaziki


Schon vor einem Jahr wurde ich gefragt, ob ich mein Pizzarezept mal im "Kernbeißer-Info" veröffentliche. Ich hatte damals auch schon einige Versuchspizzen gebacken, aber die Idee ging dann doch im Alltag unter. Nachdem ich vor kurzem einen Beitrag für das Projekt "Kochen für die Seele" zugesagt hatte, habe ich mich nun endlich drangesetzt und meine Rezepte aufgeschrieben.

Meine Küche hat viel mit Schüchternheit zu tun. Denn weil ich durch die Einsamkeit viele Trends und Üblichkeiten verpaßt habe, hat sich als Folge etwas sehr eigenes entwickelt. Ich merke es immer wieder, wie mein Besuch über meine Gewohnheiten staunt, wie "unverdorben" ich oft bin. Ich bin wohl der einzige, der für einen Einpersonenhaushalt einen 25-Kilo-Sack Reis kauft. Der braucht dann aber 2 Jahre, bis er leer ist.
Daher willkommen in meiner Küche.

Generell gilt bei all meinen Rezepten:
- Es wird nicht genau abgewogen, sondern ungefähr das passende Verhältnis der Zutaten geschätzt. Wenn es zuwenig ist, wird noch einmal nachgewürzt. Die Sicherheit kommt mit der Erfahrung, die neue Idee mit einem "Fehler".
- Bevor Neues gekauft oder eine neue Packung angebrochen wird, wird benutzt, was da und schon offen ist. Wenn irgendwas fehlt, wird mit ähnlichen Zutaten improvisiert. Dabei zeigt sich auch, ob ein Essen "besser" wird mit z.B. Curry- statt Paprikapulver.
- Genau dasselbe gilt auch für Utensilien, Besteck etc.; auch hier wird nur nachgekauft, was mit den vorhandenen Sachen nicht ersetzt werden kann.
- Improvisiert wird eh viel, neue Ideen ausprobiert.
- Es wird den Gästen kein "schöner" und durchgeplanter Speiseplan geboten, sondern ein Angebot aus verschiedenen Möglichkeiten, aus denen sie nach eigenem Geschmack zusammenstellen können.
- Wer meiner Eßkultur noch weiter folgen will, wird auf verschiedene Zutaten verzichten. Verkürzte Liste: Produkte von nicht-vierbeinigen Tieren, Orangensaft (außer in psychisch schwierigen Situationen), Tomate, Ei, Kaffee.

Für diese Serie habe ich Rezepte ausgewählt für: Zaziki, Ayran, Fleisch-Grillspieß, Brot, Pizza und Spezialschokolade. Die Zutaten für diese Rezepte kommen bevorzugt aus dem Bioladen, was dort nicht zu finden ist, ist bei einem gut sortierten Türken zu haben.

Jetzt aber ab in die Küche zum ersten Rezept:


Teil 1: Zaziki

"Zicke Zacke Zicke Zack Zaziki, Zicke Zacke Zicke Zacke Hoi Hoi Hoi!"
(Wigald Boning und Olli Dittrich)

Die Suflaki-Sirtaki-Romantik der griechischen Restaurants hat meine Speise- und Musikvorlieben nachhaltig beeinflußt. Trotzdem bekomme auch ich beim Stichwort "Griechenland" inzwischen Angst, daß meine Riester-Rente für die Eurorettung durch den Gulli geht. Es ist also wichtig, zu zeigen, daß Griechenland immer noch das wunderschöne Land ist wie zu jenen Zeiten, als Otto Rehakles es zum EM-Titel führte. Da auch Liebe zu Ländern durch den Magen geht, hier mein Zazikirezept.

Bei der Basismischung sind die Mengenanteile durch die üblichen Packungsgrößen bestimmt: 500 Gramm Naturjoghurt (am besten welcher mit leicht saurem Geschmack, was bei Bio-Joghurt zum Glück fast immer der Fall ist), 500 Gramm Quark, 200 Gramm Frischkäse. Die beiden letzten sind fester als Joghurt und bestimmen so die Konsistenz.
Alles wird in eine große Schale gegeben und zu einer gleichmäßigen Masse verrührt. Dabei werden auch Salz, Kräuter und Knoblauch eingerührt.

Als Kräuter gehen Dill, Oregano und/oder eine Kräutermischung ("Provence"). Zunächst wenig, man kann beim Umrühren ja immer noch nachstreuen. Der Knoblauch wird je nach Geschmack dosiert, sein Aroma soll ja durchkommen. Ich denke mal, zwei große Zehen auf das Kilo sollten gut sein. Auf jeden Fall sollen diese frisch gepreßt sein, es geht auch, sie fein zu zerhacken. Vom Salz reicht vielleicht ein flach gehäufter Eßlöffel, auch da kann man ja nachwürzen.

Mein Zaziki ist ohne Gurke, da diese beim cremigen Schlecken stört. Aber wenn Gurke gewünscht ist, würde ich halbe Gurkenscheiben am Ende zur Dekoration obendrauf plazieren. Zum Schluß wird der Zaziki in einer großen flachen Schale präsentiert und mit einer weiteren Kräuterportion bestreut - dazu belegt mit Oliven, Peperonis und/oder Knoblauchzehen.

Variationen sind viele möglich mit z.B. diesen Extra-Zutaten: Erdnuß- oder Sesamcreme (die aber fester ist und gut zerdrückt werden muß), Olivencreme, extra viel Knoblauch oder Feta-Krümel. Eine scharfe Version ergibt sich mit Harissa (Chilicreme) - aber Achtung: Dieser Spezialzaziki sollte zur Warnung mit einer roten Chilischote dekoriert werden. Alle Varianten können extra-kräftig angesetzt werden, wenn sie gemeinsam mit dem Basis-Zaziki auf dem Büffet stehen. Gäste können sich daraus ihre eigene Stärke zurechtmischen.

Das Büffet darf natürlich mit Oliven, Peperoni, Fetawürfeln, Salzstangen und Chips zum Dippen, usw. erweitert werden. Auch Weißbrot darf nicht fehlen - mein Rezept für dieses kommt in Teil 4.

Guten Appetit!
Julian


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Wortsuchrätsel

 A B C D E F G H I J K L
1 S E L B S T H E L F E R
2 P O L S T E R B O T A N
3 A R Z T A F T I R K U N
4 T E N I U B W H E P P I
5 Z G I R A E E T H R I L
6 E N T O E L E N A E M R
7 B U A S S A P P N R M E
8 U L L T O F O H N H A B
9 T T E P S O P H O O A F
10 A O G G N N F D V B N D
11 R H C S I T O X E R I V
12 G R U P P E N K R I S E

Die Wörter können waagerecht, senkrecht oder schräg versteckt sein und in jede beliebige Richtung laufen.

Die Lösung steht im Internet auf unserer Webseite: www.schuechterne.org/suchloesung.htm
Im "Mittelpunkt" stehen diesmal drei Begriffe aus unserer Arbeit mit je 12 Buchstaben. Enthalten sind außerdem:
- zwei Städte mit intakt-Gruppen
- noch vier deutsche Städte, im ganzen Land verteilt
- Kleinstadt etwas westlich von Peine
- ein Bauwerk in Berlin, das nach dieser Kleinstadt benannt war
- ein angstpsychologischer Forschungsverbund (...-Net)
- ein arabisches Fleischgericht
- ein amerikanischer Sänger (Harry)
- ein Adjektiv für "fremd, ungewohnt"
- ein kleiner Vogel
- was im Beton Lärm macht
- ein Mediziner
- ein Dotter
- worauf man nicht rauchen sollte (darin: ein afrikanisches Tier)
- ein Flugobjekt
- Eisenoxid
- italienisches Eis (Plural)
- was das Sofa so weich macht
- wo das Auto nicht drinsteht, sondern selbst ein Teil davon ist
- ein Wagen im Bergwerk (rückwärts: türkischer Vorname)
- ein Gewürz
- ein amerikanischer Drei-Wetter-Präsident (frühes 20.Jh.)
- ein böses Wort für Hund (darin: flüssiges Fett)
- das nordatlantische Militärbündnis
und dazu noch einige Worte mit je nur 3 Buchstaben.

Ob "Tiros", "Nukrit" und "Pimma" tatsächlich in irgendeiner Sprache existieren, haben wir aber nicht geprüft.


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zuletzt am 16.07.2023 um 12 Uhr 26